Einstieg in die Improvisation

Warum Improvisieren?

Wo liegen die Beweggründe für das Improvisieren? Vielleicht möchte ich einfach drauflos spielen und meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Oder mir gefällt die Spielweise eines bestimmten Interpreten. In einer Band meiner bevorzugten Musikrichtung mitmachen, das wäre das Grösste. Einfach hat es, wer schon ein Instrument spielt, just play it. Wer noch kein Instrument spielt sucht sich einen Musiklehrer der auch improvisiert.

Wie lern ich das Improvisieren?

Improvisieren kann jedeR MusikschülerIn und jedeR MusikerIn. Wie soll ich sagen, das Improvisieren beginnt im Kopf. Das Improvisieren entspricht dem "den Gedanken freien Lauf lassen" übertragen auf das Instrument oder die Stimme. Ja, auch die Stimme gilt als Instrument und seit dem ersten Lebensjahr üben wir sie. Die momentane Stimmung frei singen, das ist improvisieren, oder einfach einen Song nachsingen der zur momentanen Stimmung passt.

"What a day this has been
What a rare mood I'm in
Why, it's almost like being in love
There's a smile on my face
For the whole human race,
Why, it's almost like being in love..." Frederick Loewe / Alan Lerner

I singe diesen Song wann mir danach ist. Er gibt mir eine stimmige Improvisationsgrundlage auf dem Sax. Mir gefällt der Text, die Melodie und die Harmoniewendung am Anfang ist unverwechselbar. Es ist ein perfekter Jazz - Tune. Ich kannte das Thema bereits von Sonny Rollins, das Initialerlebnis hatte ich mit Frank Sinatras Interpretation. Es ist der Moment in dem Musik meine Existenz bestätigt, vertieft und ergänzt. Die Musik wird auf einen Schlag Teil meines Lebens. Die Kenntnis eines Songs lenkt meinen Improvisationsfluss hin zum Melodischen und lockert mein Spiel.

"You're not improvising if you don't use the theme." Keith Jarrett

Keith Jarrett verdichtet die ganze Theorie zur Improvisation auf einen kurzen Satz. Ich nehme eine Melodie und interpretiere diese auf eigene Weise. Die einzige Anweisung ist, nutze das Thema, sagt Jarrett. Wie geht das?

Was gilt es zu Beachten?

Improvisation ist eine Sache des Gehörs, darum lohnt es sich die Musik auswendig zu spielen. Die Kenntnisse der Melodie, der Form und des Akkordgerüstes bilden die Grundlage der Improvisation über ein gegebenes Thema. Das Musikgenre gibt der Improvisation den stilistischen Spielrahmen und unvorhergesehene, spontane Elemente bringen die nötige Würze in den Vortrag.

Das Auswendiglernen gelingt am einfachsten durch singen oder pfeiffen. Bei schwierigen Melodien hilft das Einstudieren am Instrument bis die Tonlinien "sangbar" im Gedächtnis liegen. Improvisation heisst einfach gesagt variieren von Tonhöhe und Rhythmus der Melodie. Ein Verständnis der Akkorde und Kadenzen (Harmonie) hilft richtige und falsche Töne zu unterscheiden und die Akkorderweiterungen integrieren die Melodietönen im harmonischen Kontext. Melodielinien zu improvisieren gelingt natürlich auch ohne Akkordkenntnisse, das Gehör macht es möglich. In beiden Fällen gilt, webe die Spiellinie so in das harmonische Gefüge ein und lass die Melodie durchklingen.

Was muss ich üben?

Die Geläufigkeit aller Dur- und Molltonleitern mit den passenden Grunddreiklängen ist die erste Stufe des Trainings. Auf der zweiten Stufe werden die Tonarten auf die Modis und Stufendreiklänge erweitert. Die Grundkadenzen und typischen Harmoniewendungen stehen auf der dritten Trainingsstufe. Anwendungen in den verschiedenen Musikstilen bringen die praktische Erfahrung und Vertiefung der Theorie.

Ergänzungen:

Das Erlernen eines Melodieinstruments oder eines Akkordinstruments ist nicht das gleiche. Bei letzteren ist das harmonische Verständis inbegriffen, bei ersterem steht das Melodische im Vordergrund. Das Erlernen eines Zweitinstruments kann das trockene Theoriestudium auf elegante Weise ergänzen und unterstützen. Alle instrumentaltechnischen Erfahrung wiegen diejenigen der Stimme nicht auf. Die Stimme ist und bleibt unser erstes Instrument.

Begriffe zum Nachschlagen auf wikipedia:

Schluss

Coltranes Anweisung am Anfang dieses Blogeintrags bringt die Improvisation auf den Punkt. Alles was zählt ist das Feeling. Die Regeln kannst du beiseite lassen am Schluss hast du sowieso alle zwölf Töne gespielt. Dies wäre die Traingsstufe sechs.